Nachbericht zur Informationsveranstaltung über die kommunale Wärmeplanung
Die Resonanz auf die Einladung der Stadt Eppelheim zur ersten öffentlichen Veranstaltung über die kommunale Wärmeplanung zeigt, wie groß das Interesse an diesem Thema ist. Mehr als 100 Bürgerinnen und Bürger kamen am Mittwochabend (9. April 2025) ins Foyer der Rudolf-Wild-Halle, um Informationen aus erster Hand von den Beteiligten zu bekommen.
Die kommunale Wärmeplanung bildet eine strategische Grundlage auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Sie analysiert die bestehenden Energieträger und den aktuellen Wärmebedarf, identifiziert Potenziale für erneuerbare Energien und unvermeidbare Abwärme und entwickelt langfristige Konzepte zur Dekarbonisierung und Energieeffizienzsteigerung. Dabei werden verschiedene Versorgungsoptionen geprüft, darunter beispielsweise Fernwärme, Wärmepumpen und Solarthermie. Die Stadt hat den Prozess im Oktober 2024 gemeinsam mit dem Projektteam der Stadtwerke Heidelberg gestartet.
„Bereits seit vielen Jahren engagiert sich die Stadt Eppelheim im Klima- und Naturschutz“, erklärte der 1. Bürgermeisterstellvertreter Linus Wiegand. So arbeite beispielsweise die Stelle des Umwelt- und Naturschutzbeauftragten aktiv an Maßnahmen, unter anderem am Förderprogramm für ökologische Dämmung, Balkonkraftwerke, Stadtbegrünung und nachhaltige Mobilität, von denen die Bürgerinnen und Bürger profitieren. „Mit der Beauftragung der kommunalen Wärmeplanung geht die Stadt Eppelheim nun einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Wärmewende“, sagte Linus Wiegand.
Er begrüßte die Gäste auf dem Podium und ermunterte die Besucherinnen und Besucher, nach der Präsentation der ersten Ergebnisse die Möglichkeit zu nutzen, den Expertinnen und Experten Fragen zu stellen.
Die Gäste auf dem Podium
· Dr. Jörg Vogt von den Stadtwerken Heidelberg moderierte die Veranstaltung.
· Axel Oschmann von der Stadt Eppelheim war zuständig für die Projektvergabe an die Stadtwerke Heidelberg. Er erläuterte, welchen Mehrwert die kommunale Wärmeplanung für die Bürgerinnen und Bürger hat: Information über die Wärmeversorgung; aktive Teilnahme an der Wärmewendestrategie Eppelheims; Planungsgrundlage für die individuelle Investitionsentscheidung sowie Leben in einer zukunftsorientierten, klimaneutralen Stadt.
Der Nutzen für Eppelheim liege in der Ist-Analyse der Wärmeversorgung; den Informationen, welches Potential die Stadt bezüglich erneuerbarer Energien aufweisen kann; Erhalt einer Strategie, wie die Entscheidungen hin zu einer zukunftsfähigen Wärmeversorgung getroffen werden können sowie fünf konkrete Maßnahmen für die kommenden fünf Jahre.
· Samuel Ternes als Vertreter des Netzbetreibers Stadtwerke Heidelberg-Netze versicherte vor dem Hintergrund, dass der Mitbewerber aus Mannheim einen Rückzug aus dem Gasnetz bis 2025 plane, dass er in Eppelheim „kein Ende der Gasversorgung vor 2040“ sehe. „Wir haben einen Konzessionsvertrag mit Eppelheim, wir lassen niemanden im Stich.“ Ternes beantwortete außerdem Fragen zu den Preisen von Fernwärme und Erdgas und wies auf Förderungsmöglichkeiten hin.
· Achim Lares von der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur (KLiBA) warb um Kontaktaufnahme in Sachen Fördermöglichkeiten. Die KLiBA berät seit 2012 Bürger und Gewerbetreibende kostenfrei zum Thema Energieeinsparungen, Energieeffizienz und Klimaschutz. Sie ist seit vier Jahren auch Beratungsstelle für die kommunale Wärmeplanung ist.
· Christina Dittes leitet das Projektteam der Stadtwerke Heidelberg, das sich mit der kommunalen Wärmeplanung in Eppelheim beschäftigt. Gemeinsam mit ihrem Team aus vier Fachkräften analysiert die Diplom-Wirtschaftsingenieurin die bestehenden Gegebenheiten und entwickelt Strategien für eine klimaneutrale Wärmeversorgung.
Während der Vorstellung der anschaulichen Präsentation mit zahlreichen Grafiken, die auf der Homepage der Stadt Eppelheim unter: www.eppelheim.de eingesehen werden kann, betonte sie: „Eppelheim ist voll im Plan.“
Dabei stellte Christina Dittes auch klar: „Der kommunale Wärmeplan liefert keine maßgeschneiderten, individuellen Lösungen für einzelne Gebäude.“ Für weiterführende Fragen hierzu verwies sie auf die KLiBA. „Gemeinsam mit der Stadt Eppelheim entwickeln wir einen langfristigen Fahrplan für die kommenden Jahre“, erläuterte sie und wies darauf hin, dass die konkreten Maßnahmen der Eigentümer und Bewohner je nach Gebäude sehr unterschiedlich ausfallen können.
Die Ausgangslage
In Baden-Württemberg bildet das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz (KlimaG BW) die rechtliche Grundlage für die kommunale Wärmeplanung. Das Land hat bereits 2020 eine Vorreiterrolle übernommen, indem es Stadtkreise und Große Kreisstädte zur Erstellung eines Wärmeplans bis spätestens 31. Dezember 2023 verpflichtet hat.
Seit 1. Januar 2024 ist zudem das Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) des Bundes in Kraft, das alle Kommunen zur Wärmeplanung verpflichtet. Mit dem Gesetz werden die Grundlagen für die Einführung einer verbindlichen und flächendeckenden Wärmeplanung in Deutschland geschaffen. Ziel ist die Umstellung der Wärmeversorgung auf Treibhausgasneutralität, um zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung bis 2045 (in Baden-Württemberg bereits bis 2040) beizutragen.
Das WPG verpflichtet die Länder sicherzustellen, dass auf ihrem Hoheitsgebiet bis zum 30. Juni 2028 (gilt für Kommunen in der Größenordnung von Eppelheim) Wärmepläne erstellt werden. Die Länder haben dabei die Möglichkeit, diese Verpflichtung direkt an die Kommunen weiterzugeben, sodass sie eigenständig Wärmepläne erstellen und umsetzen können.
Kommunale Wärmeplanung – vier wichtige Punkte
· Ein kommunaler Wärmeplan bildet die strategische Grundlage, um eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen.
· Er ist ein Fahrplan, der bei den Entscheidungen hin zu einer zukunftsfähigen Wärmeversorgung unterstützen soll.
· Die im kommunalen Wärmeplan ausgewiesenen Eignungsgebiete für Wärmenetze oder Einzelversorgung sowie Einzelmaßnahmen sind rechtlich unverbindlich und dienen als strategische Orientierung.
· Die Verabschiedung des kommunalen Wärmeplans löst nicht automatisch die „65-%-Erneuerbare-Energien-Vorgabe“ für Bestandsgebäude aus dem Gebäudeenergiegesetz aus. Die Umsetzungspflicht gilt ab 30. Juni 2028.
Ablauf der kommunalen Wärmeplanung
· Bestandsanalyse (Wie sieht die Wärmeinfrastruktur und der Wärmebedarf in Eppelheim aus?)
· Potenzialanalyse (Welche erneuerbaren Energien sind nutzbar?)
· Zielszenario 2040 (Wie kann die klimaneutrale Wärmeversorgung aussehen?)
· Wärmewendestrategie (Welche Maßnahmen ermöglichen die Wärmewende? Inklusive Umsetzungsprioritäten und Zeitplan)
Was der kommunale Wärmeplan beantwortet
Zeitraum von 1 bis 1,5 Jahren
Kommunale Wärmeplanung
· Wie hoch ist der Wärmebedarf?
· Welche Potenziale gibt es?
· Gibt es Einsparung durch Sanierung?
· Was muss die Kommune tun?
· Was gibt es für Fördermöglichkeiten?
Zeitraum von 5 bis 10 Jahren
Machbarkeitsstudien
· Wer lässt sich an ein Wärmenetz anschließen?
· Wie lang ist das Wärmenetz?
· Welche Wärmequellen kommen zum Einsatz?
· Wo steht die Heizzentrale?
· Wer betreibt das Wärmenetz?
Detailplanungen
· Wie wird die Umsetzung finanziert?
· Wie hoch sind die Wärmekosten?
· Beantragung der Fördermöglichkeiten
Ausgangslage in Eppelheim
· 26.526 Tonnen CO2 (wärmebezogene Treibhausemissionen) im Jahr 2022. Zur Kompensation wäre eine Fläche von 2.211 Hektar Wald nötig.
· Der gesamte Wärmebedarf liegt bei 111,2 Gigawattstunden pro Jahr. Er ist im Stadtkern vorwiegend höher und nimmt in den Randgebieten ab. Es herrscht überwiegend eine moderate bis niedrige Wärmedichte vor.
· Die Wohngebäudestruktur besteht vorwiegend aus freistehenden Wohnhäusern, Doppelhaushälften und Reihenhäusern. Mehr als 50 Prozent der Gebäude sind über 50 Jahre alt, weniger als ein Prozent unter 10 Jahre. Dadurch bietet sich ein großes Potenzial zur Reduzierung des Wärmebedarfs durch gezielte Sanierungsmaßnahmen.
Die Potenzialanalyse umfasst die Entwicklung des Wärmebedarfs (durch energetische Gebäudesanierungsmaßnahmen wie Dämmung von Gebäudehülle, Dach und Keller sowie den Austausch von Fenstern kann der Wärmebedarf bis 2040 auf 83 Gigawattstunden pro Jahr gesenkt werden), den Wärmebedarf der Zukunft, Fernwärme in Eppelheim und zur Verfügung stehende Potenzialflächen.
Die Potenzialuntersuchung zeigt, dass verschiedene Quellen für die Wärme- und Stromerzeugung technisch nutzbar sind, darunter Solarthermie, industrielle Abwärme, oberflächennahe Geothermie und Biomasse aus Maisanbau-Resten. Insgesamt könnte theoretisch eine Energiemenge von 93,6 Gigawattstunden pro Jahr bereitgestellt werden.
Allerdings dürfte das tatsächlich umsetzbare Potenzial deutlich geringer ausfallen, da Faktoren wie wirtschaftliche Rahmenbedingungen und infrastrukturelle Voraussetzungen vor der Realisierung zu berücksichtigen sind.
Zusammenfassung der Zwischenergebnisse
· Infrastrukturmerkmal: 72 % des Wärmebedarfs wird über Erdgas gedeckt
· Bebauungsstruktur: Ein- und Zweifamilienhausbebauung vorherrschend
· Wärmedichte: moderate bis niedrige Wärmedichte vorherrschend
· Potenzialflächenuntersuchung erneuerbarer Energien: begrenzte freie Potenzialflächen für die Nutzung
Die nächsten Schritte
· Mai 2025: verwaltungsinterner Workshop zur Erarbeitung von ersten Maßnahmenvorschlägen
· Juli 2025: zweite öffentliche Informationsveranstaltung mit Bürgerbeteiligung
· August/September 2025: Auslegung mit Frist zur Stellungnahme
· Oktober 2025: Veröffentlichung des Abschlussberichts
Dr. Jörg Vogt resümierte zum Schluss der Veranstaltung: „Der Wärmebedarf kann in Eppelheim durch Sanierungsmaßnahmen nach unten gedrückt werden. Das bedeutet aber auch individuelle Anstrengungen von jedem Einzelnen.“ Er betonte, dass die Themen von Zeit zu Zeit immer wieder neu betrachtet werden müssen.